Eine sehr interessante Frage ist, ob Pheromone Wirkung auf den Mensch haben und wenn ja, wie ausgeprägt diese Wirkung ist.
Immerhin sind in der Tierwelt Pheromone nicht nur eine Art Territorialansprüche mitzuteilen, sondern auch maßgeblich an der Partnerfindung beteiligt. Da ja der Mensch auch ein Tier, wenngleich ein höher entwickeltes, ist, liegt doch die Vermutung nahe, dass Pheromone auch auf uns eine Wirkung haben. Und tatsächlich besitzt der Mensch ein Organ, das zur Aufnahme von Pheromonen bestimmt ist.
Wirkung auf den Mensch; Ja oder Nein?
Es gibt genügend Berichte und Studien darüber, dass Pheromone beim Menschen wirken. Dafür sprechen auch die persönlichen Erfahrungen verschiedener Tester, die ihr hier ein wenig nachlesen könnt: Pheromone Erfahrungen
Auf der anderen Seite gibt es aber auch eine Reihe von Studien und Arbeiten die das Gegenteil beweisen sollen. Im Folgenden möchte ich euch etwas über die Argumente der Befürworte und Gegner aufklären.
Argumente für die Wirkung von Pheromonen
Wie auch bei den Tieren, hat der Mensch tatsächlich ein Organ, welches dazu bestimmt ist (bzw. „war“; dazu mehr bei den Gegenargumenten) Pheromone aufzunehmen. Bei uns Menschen hat dieses Organ, genannt VomeroNasalOrgan (kurz VNO, alternativ Jacobson-Organ), seinen Sitz in der Nasenscheidewand. Das VNO hat eine direkte Verbindung zum Hypothalamus und somit zum Sexualzentrum des Menschen.
Pheromone werden, entgegen der landläufigen Meinung, also nicht direkt über den Geruchsinn aufgenommen; im Übrigen sind Pheromone völlig geruchslos.
Oft werden Pheromone aber mit Schweißgeruch assoziiert. Das resultiert daraus, dass bei uns im Schweiß die meisten Pheromone zu finden sind.
Verschiedene Tests haben ergeben, dass Pheromone scheinbar tatsächlich das menschliche Verhalten beeinflussen.
Ich darf anmerken, dass diese Tests, wie ihr an meinen Beispielen sehen werdet, zwar veranschaulichen, dass Pheromone das menschliche Verhalten beeinflussen können, ob das aber auch in Bezug auf die Partnerwahl bzw. das Sexualverhalten, so wie bei den Tieren funktioniert, ist wieder eine andere Frage.
Pheromone Tests
Test 1:
Für eine Studie zur Wirkung von Pheromonen hat man einen Feldversuch gestartet, bei welchem man Mahnschreiben mit männlichen Pheromonen besprüht hat.
Ziel des Versuchs war es herauszufinden, wie sich der Einsatz von Pheromonen auf die Zahlungsmoral auswirken würde.
Dazu muss man erklären, dass eine Eigenschaft von männlichen Pheromonen, wie auch im Tierreich zur Markierung des Reviers, ist, dass diese scheinbar eine gewisse Form von Dominanz, Aggressivität oder auch Bedrohlichkeit ausstrahlen.
Und tatsächlich konnte bei jenen Mahnschreiben, die mit den männlichen Pheromonen versehen wurden, eine signifikante Steigerung der Zahlungsmoral bei den Schuldnern erreicht werden. So haben sich 40% mehr der Schuldner als normalerweise üblich dafür entschieden, den ausständigen Betrag bereits nach der ersten Mahnung zu bezahlen.
Test 2:
In einem weiteren Test, ebenfalls mit männlichen Pheromonen, sollte diesmal rein die Wirkung auf Frauen getestet werden. Für diesen Versuch mussten sich die durchgehend weiblichen Probanden ganz intuitiv für einen von vier völlig gleichen Stühlen in einem Raum entscheiden. Was sie nicht wussten; einer von diesen war mit männlichen Pheromonen benetzt worden.
Ziel des Versuchs war es herauszufinden, ob und wie sich der Einsatz von Pheromonen auf die Wahl der Probandinnen auswirkt.
Und tatsächlich kam es zu dem Effekt, dass der mit Pheromonen versehene Stuhl überdurchschnittlich oft gewählt wurde.
Tests bzw. Studien wie diese plus die tatsächliche Existenz des VNO auch beim Menschen, sind die ausschlaggebenden Gründe der Befürworter der Wirkung von Pheromonen auf die Partnerwahl bzw. unser Sexualverhalten.
Eigentlich sehr gute Argumente, die aber, wie wir gleich sehen werden, genau so guten Gegenargumenten standhalten müssen.
Argumente gegen die Wirkung von Pheromonen
Die zuvor genannten Tests scheinen zwar zu beweisen, dass Pheromone tatsächlich uns Menschen beeinflussen können, doch die Frage, die sich stellt ist, ob diese mögliche Beeinflussung denn überhaupt eine Relevanz hat. (Bei Mahnschreiben oder der Stuhlwahl anscheinend schon.)
Besonders in Bezug auf unsere Partnerwahl bzw. das Sexualverhalten bleibt diese Frage ungeklärt, da es keine aussagekräftigen Studien darüber gibt. Zu viele Faktoren spielen hier eine Rolle, die man nicht ohne weiteres ausschließen kann.
So wird bei den „Gegnern“ davon ausgegangen, dass Pheromone zwar auch einmal beim Menschen ein entscheidender Faktor für die Partnerwahl waren, doch dass dieser einfach im Laufe der Jahrtausende durch andere immer weiter verdrängt wurde und schon lange gänzlich verschwunden ist. Vor Allem die Entwicklung des Farbsehens soll Pheromone als Mittel zur Partnerwahl überflüssig gemacht haben.
Aus diesem Grund wird das VNO auch von manchen Experten nur als genetisches Überbleibsel einer längst vergangenen Zeit angesehen, welches möglicherweise in den nächsten Jahrhunderten, bei zukünftigen Generationen, gänzlich verschwunden sein wird.
Für diese Annahme spricht der Umstand, dass bei einem kleinen Teil der Menschheit das VNO so verkümmert ist, dass es keine Funktion mehr erfüllen kann.
Ob das aber tatsächlich die Folge einer genetischen Anpassung ist, welche das Ende des VNO einleitet oder einfach nur eine sporadisch auftretende „Missbildung“ darstellt, bleibt offen.
Zusammenfassung
Wenngleich Tests und Studien an Menschen scheinbar bewiesen haben, dass das VNO nach wie vor beim Menschen eine Funktion besitzt, nämlich die Aufnahmen von Pheromonen, und dass diese tatsächlich unterbewusst unsere Entscheidungen beeinflussen können, steht der Beweis aus, ob diese auch Einfluss auf die Partnerwahl haben.
Die Schwierigkeit liegt im Ausschluss anderer Faktoren die die Entscheidung über gefallen oder nicht gefallen beeinflussen können. Davon abgesehen lassen die genannten Tests keinen Schluss darüber zu, ob denn überhaupt eine tatsächliche Relevanz für die Beeinflussung durch Pheromone vorhanden ist.
Wenn man der Argumentation folgen möchte, dann findet man die Antwort darauf in der evolutionär bedingten Entwicklung des Menschen. Andere Faktoren haben den Nutzen der Pheromone für den Menschen so weit zurückgedrängt, dass diese praktisch nutzlos für uns geworden sind.
Auch wenn diese Argumentation nachvollziehbar ist, wird der Mensch doch noch von vielen, eigentlich überflüssigen Überbleibseln aus den Anfangen der Menschheit maßgeblich geleitet, weswegen eine allfällige Wirkung der Pheromone auf den Menschen zwar als „nutzlos“ bezeichnet werden kann, doch nicht auszuschließen ist, dass diese nach wie vor einen Teil zur Erfüllung der einsteigen Aufgabe (Partnerfindung bzw. Sexualverhalten) beiträgt.
Schlussworte
Ich habe versucht meine persönlichen Erfahrungen mit Pheromonprodukten in diese Betrachtung nicht miteinfließen zu lassen, da ich verhindern wollte, eine subjektive Sicht auf die Wirkung von Pheromonen zu vermitteln. Ich habe da ja mit einem sehr gute Erfahrungen gemacht, weswegen ich es auch heute noch verwende; allerdings mag ich auch ganz einfach den Geruch (Artikel zum Nachlesen: Pheromone Erfahrungen).
Ob meine Erfahrungen aber jetzt ein Beweis für die Wirkung von Pheromonen sind, kann ich euch ehrlich nicht sagen, weil zu viele Faktoren dabei eine Rolle spielen. Vielleicht tritt mein ein wenig anders auf, wenn man weiß, dass man Pheromone trägt, traut sich etwas forscher zu sein als sonst, oder es waren einfach ein paar Zufälle, die meine Meinung über Pheromone geprägt haben.
Wie dem auch sei; ich hoffe, ihr konntet aus dem Artikel ein paar neue Ansichten gewinnen und verbleibe,
bis zum nächsten Mal,
Euer Matthias
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